Fun Facts Passivhaus
Traditionelles Torfhaus auf Island
Die Passivhausplanung ist ein integrierter Ansatz für energieeffizientes Bauen, der darauf abzielt, den Heizbedarf eines Gebäudes auf ein Minimum zu reduzieren. Hier stellen wir ein paar “Fun Facts” zum Passivhaus zusammen.
Warum heißt es “Passivhaus”, wenn doch soviel Technik verbaut ist? Und kann man nicht auf die Lüftungsanlage verzichten?
Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen: Ein Passivhaus ist kein „Low-Tech“-Haus, sondern nutzt eine Kombination aus passiven und aktiven Maßnahmen, um den Energieverbrauch zu minimieren und gleichzeitig den Wohnkomfort zu maximieren.
„Passiv“ bezieht sich auf die passiven Strategien, wie exzellente Wärmedämmung, hochwertige Fenster, Luftdichtheit, Wärmebrückenfreiheit und die optimale Ausrichtung des Gebäudes zur Nutzung der solaren Gewinne. Hinzu kommen die internen Wärmequellen, wie Menschen, elektrische Geräte und Beleuchtung, die zur Erwärmung der Räume beitragen und den Energiebedarf weiter senken. Diese passiven Maßnahmen sorgen dafür, dass das Gebäude so wenig Energie wie möglich für Heizung und Kühlung benötigt.
Aber warum braucht ein Passivhaus trotzdem eine Lüftungsanlage? Ganz einfach: Ein Passivhaus ist so luftdicht gebaut, um Wärmeverluste zu vermeiden, dass ein konventioneller Luftaustausch über das Öffnen von Fenstern nicht ausreicht – und das wäre zudem wenig praktikabel. Um Schimmel zu vermeiden und eine konstante gute Luftqualität zu gewährleisten, ist ein regelmäßiger Luftaustausch notwendig. Aber an dieser Stelle kommt die Technik ins Spiel: Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für hygienischen Luftaustausch bei minimalem Wärmeverlust und höchstem Komfort.
Ohne diese Technik müsste man mehrmals täglich stoßlüften, was nicht nur unbequem wäre, sondern auch den Heizwärmebedarf deutlich erhöhen würde. In einem Passivhaus jedoch sorgt die Lüftungsanlage dafür, dass kontinuierlich frische, gefilterte Luft in das Haus gelangt – und das bei geringen Luftströmen, sodass die Anlage nahezu lautlos arbeitet. Die Wärmerückgewinnung sorgt dafür, dass die Zuluft eine ähnliche Temperatur hat wie die bereits vorhandene Innentemperatur, sodass keine Energie für das Erhitzen der Luft verschwendet wird.
In Ländern, in denen die Lüftungsanlage für Heizung und Kühlung zuständig ist – wie beispielsweise in den USA, wo Air Conditioning oft zur Regulierung von Raumtemperaturen genutzt wird – ist die Technik nicht sehr effizient. Dort wird oft mit großen Luftmengen gearbeitet, um den hohen Heiz- oder Kühlbedarf zu decken, was zu lautem Betrieb und geringem Komfort führt. Wenn die Anlage nach Erreichen der gewünschten Temperatur abschaltet, wird es schnell wieder unangenehm kalt oder warm.
Im Passivhaus hingegen sind die Lüftungsrohre klein und die Technik darauf ausgelegt, konstant geringe Luftmengen zu transportieren – ohne laute Geräusche und mit hoher Effizienz. So bleibt die Temperatur konstant behaglich, und der minimale Zusatzwärmebedarf wird entweder durch interne Quellen wie Menschen, Beleuchtung oder Geräte, oder durch kleine Heizelemente wie Fußbodenheizung oder Heizkörper gedeckt.
Die Lüftungsanlage im Passivhaus spielt also eine entscheidende Rolle, aber nicht, weil das Haus auf viel Technik angewiesen ist, sondern weil sie in Kombination mit den passiven Strategien dafür sorgt, dass das Gebäude mit minimalem Energieaufwand optimal belüftet und beheizt wird. Dank dieser cleveren Technik wird der Heizwärmebedarf so gering, dass der Komfort eines modernen Hauses ohne unnötige Energieverschwendung garantiert ist.
Was ist der Heizwärmebedarf von Passivhäusern?
Ein Passivhaus zeichnet sich durch einen sehr niedrigen Heizwärmebedarf aus, der in der Regel unter 15 kWh/m² pro Jahr liegt und eine Heizlast von unter 10W/m² - d.h.die Leistung eines kleinen Föns (1000W) würde ausreichen, eine 100qm große Wohnung an einem -`10°.C kalten Wintertag auf 20°.C zu beheizen. Diese Werte gelten als Optimum zwischen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. Dies wird durch die Kombination aus optimaler Wärmedämmung, hochwärmedämmenden Fenstern, Luftdichtigkeit und einer effizienten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreicht. Das Gebäude muss sehr sorgfältig geplant und wärmebrückfrei und luftdicht gebaut werden. Damit es nicht nur theoretisch stimmt ist muss auch Umsetzung auf der Baustelle konsequent überprüft werden. Außerdem ist der Heizwärmebedarf auch wetter- und nutzerspezifisch - wer es gerne wärmer als 20-22°C im Winter hat, oder nachts mit offenen Fenster schläft, wird ggf mehr Heizwärmebedarf haben als die angestrebten 15 kWh/m², in warmen Jahren wird weniger Heizwärme benötigt usw.. Die Zertifizierung basiert auch nicht auf dem gemessenen Bedarf, sondern auf den berechneten Werten, die auf Annahmen basieren. Sowohl Komponenten, als auch Klima, Nutzung, die genaue Berechnung der Wärmebrücken usw. sind allerdings sehr detailliert und spezifisch auf das Gebäude angepasst, wodurch die bechneten Werte sehr realistisch sind.
Wie dick sind die Wände eines Passivhauses?
Eine hochwertige Wärmedämmung ist für die Energieeffizienz entscheidend. Sie sollte sowohl Wände, Dächer als auch Böden umfassen und minimale Wärmebrücken ausweisen. Je nach Dämmqualität der Dämmung kann diese in unserem Klima 25-40cm oder mehr betragen, auf dem Dach sogar 30-40cm. Dies bedeutet kombinierte Wandstärken (tragende Schicht+Dämmung) im Massivbau ca. 50cm, bei Leichtbaukonstruktionen sind die Wände mit 30-40cm deutlich schlanker. Innovative Dämmungen, wie Vakuumdämmung, sind eher für spezielle Situatinen wirtschaftlich einzusetzen.
Haben Passivhäuser immer 3-fach-Verglasung?
Fenster spielen eine wichtige Rolle in der Passivhausplanung. In unserem Klima sind diese üblicherweise dreifach verglast und verfügen über spezielle Beschichtungen, die den Wärmeverlust minimieren und gleichzeitig passiv Wärme durch Sonnenstrahlung gewinnen können. In milderen Klimazonen werden nur 2-fach Verglasungen benötigt, in arktischen Klima sogar 4-fach Verglasung!
Eine weitere Besonderheit der Luftdichtigkeit und der hochwertigen Verglasung ist, dass keine Heizung unter/in der Nähe der Fenster benötigt wird, da die Temperatur fast die gleiche wie in restlichen Raum ist und es auch durch die Luftdichtigkeit keine Zuglufterscheinung gibt.
Sehen alle Passivhäuser nicht alle gleich aus?
Passivhäuser erkennt man nicht unbedingt als solche, sie können aus allen möglichen Materialien und Bauweisen gebaut sein, einfach und kompakt oder komplex sein, mit allen Dachformen, modern oder traditionell, als Neubau oder Sanierung, .und müssen auch nicht unbedingt nach Süden ausgerichtet sein oder nur kleine Fenster nach Norden haben. Allerdings wird ein Gebäude, das passiven Entwurfsstrategien folgt – Kompaktheit, wärmebrückenfreie Konstruktion z.B. vorgestellte Balkone und klimagerecht geplant wird – Ausrichtung nach Süden bzw. Verglasung wo sinnvoll usw. – ökonomischer sein, als eines, bei dem man viele Kompensationsmaßnahmen vornehmen und sehr kreativ in der Planung sein muss, damit es Passivhausstandard erreicht. Auch das Klima spielt eine Rolle - ein mildes Klima mit geringer Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außen erlaubt dem Planer größere Freiheiten da Wärmebrücken eine weniger große Rolle spielen.
Können Passivhäuser auch ökologisch gebaut werden?
Die Passivhausbauweise schreibt nicht die Art der Materialien vor, sondern nur das Ergebnis. Ob die Dämmung EPS, Mineralwolle, Hanf oder Zellulose oder etwas anderes ist wird nicht vorgeschrieben. Allerdings kann es sein, dass ein ökologisch gebautes Passivhaus eine noch sorgfältigere und kreativere Planung erfordert, da nicht auf Standardlösungen zurückgegriffen werden kann.